Laktoseintoleranz

Milchzucker

Laktoseintoleranz

Ursachen

Unvollständig verdaute (malabsorbierte) Laktose wird im Dickdarm durch die Darmflora fermentiert, was zur Bildung von Gasen, hauptsächlich H2, CO2 und Methan, und chemischen Substanzen, wie kurzkettige Fettsäuren führt.

Die Ursache für diese Verdauungsstörung im Dünndarm ist ein Mangel an Laktase, einem Laktose-aufspaltenden Enzym.

Wie viel Laktose absorbiert werden kann, variiert individuell stark. Bei den meisten Bevölkerungsgruppen der Welt sinkt im Laufe der Kindheit die Laktaseproduktion und deshalb auch die Fähigkeit, Milchprodukte zu verdauen. Ein hoher Prozentsatz der Europäer jedoch, insbesondere nordeuropäischer Herkunft, verträgt auch im Erwachsenenalter weiterhin große Laktosemengen. Der genetisch vorprogrammierte Abfall der Laktaseproduktion mit den resultierenden Symptomen wird als primäre Laktosetoleranz bezeichnet. Die erhöhte Produktion von Gas, kurzkettigen Fettsäuren, sowie das Auftreten osmotisch aktiver Bestandteile aufgrund der Verdauungsstörung führen zu den typischen Symptomen einer Laktoseintoleranz. Bei der sekundären Laktoseintoleranz ist die Laktaseaktivität aufgrund einer Entzündung (z. B. Zöliakie, Morbus Crohn), einem Infekt oder anderen Ursachen, welche die Funktion der Dünndarmschleimhaut beeinträchtigen, herabgesetzt (z. B. abdominale Strahlentherapie, Chemotherapie). Diese sekundäre Form der Intoleranz ist reversibel, sobald die Schleimhaut wieder gesund ist.

Laktose ist in Milch von allen Säugetieren enthalten, mit Ausnahme einiger Meeressäugetiere. Der Laktosegehalt von Milchprodukten kann unterschiedlich sein und hängt von der Verarbeitungsmethode ab. Neben den offensichtlichen Quellen kommt Laktose häufig auch in versteckter Form vor. Molke zum Beispiel wird in der Lebensmittelindustrie allgemein als Bräunungs- oder Bindemittel verwendet und auch um Lebensmittel oder Getränke cremiger oder süßer zu machen

Siehe Nahrungsmittel Tabellen für Laktosegehalt

Milchpulver oder -produkte sind auch oft in Saucen, Suppen und Salatdressings enthalten. Laktose wird in mindestens 20% der Medikamente als Füllstoff verwendet. Durch Erhitzen der Milch wird der Laktosegehalt nicht nennenswert verändert und auch der Fettgehalt hat darauf keinen Einfluss (vollfett oder fettarm); wird die Milch jedoch zusammen mit anderen Produkten gegessen (z. B. Schokolade, Müsli), kann das die Toleranz erheblich verbessern. Joghurt wird häufig gut vertragen, da die enthaltenen Bakterienstämme Laktase produzieren, die bei der Verdauung der Laktose helfen. Insofern lohnt es sich, verschiedene Joghurtmarken auszuprobieren. Viele Personen mit einer Laktoseintoleranz können bis zu 10g Laktose (d. h. ein Glas Milch) zu sich nehmen, ohne nennenswerte Symptome zu entwickeln.

Eine Milchprodukteunverträglichkeit bedeutet nicht immer eine Laktose-Intoleranz.

Die Kuhmilchallergie ist eine Immunreaktion auf Milcheiweiße (siehe Nahrungsmittelallergien) und kommt öfters bei Kindern als bei Erwachsenen vor. Die Symptome können innerhalb weniger Minuten bis mehrere Tage nach der Nahrungsaufnahme auftreten und oft schon kleinste Mengen von Milch führen zu Reaktionen. Ein weiteres Krankheitsbild mit Blähungen, Übelkeit und Stuhl Veränderungen ist die Milchfettintoleranz (oder Fett generell), welche vermehrt bei einer Gallensäure Malabsorption gesehen wird. Einige Hinweise zeigen, dass A1 Beta-Casein, ein Milchprotein von Kühen europäischen Ursprungs, mit Kuhmilch Intoleranz, durch die Beta-Casomorphin-7 Freigabe, welche μ-Opioid („Morphin“) Rezeptoren aktivieren, assoziiert ist.

Vorkommen und Verlauf

  • Weiße Nordeuropäer oder -amerikaner: 10-20%
  • Südamerikaner oder –europäer, Hispanoamerikaner ca. 50%
  • Schwarzafrikaner oder -amerikaner: 70-80%
  • Asiaten: 80-100%
  • Bei Patienten mit Reizdarmsyndrom: ca. 50%

Eine Laktoseintoleranz beginnt häufig im Jugend- oder Erwachsenenalter. Mögliche Auslöser sind Darminfektionen oder -entzündungen, nach Chemo- oder Radiotherapien, bei Schilddrüsen- oder Sexualhormonstörungen und evtl. bei Stress.

Symptome

Häufige Symptome sind Blähungen, Bauchkrämpfe und –schmerzen, Durchfall oder Verstopfung, vermehrte Darmgeräusche und Gasproduktion, Reflux (z. B. saurer Geschmack im Mund, Sodbrennen), Übelkeit und Erbrechen. Diese Symptome ähneln denen einer funktionellen Darmerkrankung und rund 50% der Patienten mit dem Reizdarmsyndrom leiden an einer Laktoseintoleranz.

Weitere Symptome außerhalb des Magen-Darm-Trakts, die mit einer Laktoseintoleranz zusammenhängen können, sind Kopfschmerzen, Benommenheit, Konzentrationsschwierigkeiten, ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis, länger anhaltende ausgeprägte Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Herzrhythmusstörungen, sowie diverse Beschwerden, die üblicherweise mit Allergien in Verbindung gebracht werden (Hautausschläge und Jucken, laufende Nase oder Nebenhöhlenentzündung, Asthma). Diese können mit dem gleichzeitigen Vorkommen von Intoleranzen und Allergien zusammenhängen.

Tests und Diagnose

Wichtig ist zunächst die Unterscheidung zwischen einer primären (genetischen) und sekundären (geschädigter Dünndarm) Laktoseintoleranz, da die Behandlung dieser beiden Formen völlig unterschiedlich ist. Ein geschädigter Dünndarm (Entzündung, z. B. Zöliakie oder Morbus Crohn, Infektionen, z. B. Giardia / Lambliasis oder Schädigung nach Chemo-oder Radiotherapie) sowie ein hormonelles Ungleichgewicht müssen durch geeignete Untersuchungen wie einer Endoskopie mit Biopsien, Blut- und Stuhlproben ausgeschlossen werden

Siehe Zöliakie

Danach kann mit Hilfe einfacher Tests eine primäre Laktoseintoleranz diagnostiziert werden. Eine genaue Anamnese und Beobachtung von ernährungsbedingten Reaktionen können die Quelle der Nahrungsmittelintoleranz aufdecken.

Atemtests

Die nützlichsten und nicht-invasiven Tests zur Bestimmung von verschiedenen Zucker- (z.B. Fructose, Laktose, Saccharose) und Zuckeralkoholintoleranzen (z.B. Sorbit, Xylit) sind die Atemtests. Obwohl sie gut validiert und breit eingesetzt werden, gibt es noch einige Diskussion über die idealen Testbedingungen.

Die Atemtests sollten nicht bei Säuglingen und nur mit reduzierter Dosierung bei Kindern angewendet werden. Die Testverfahren sind identisch für alle Nahrungsmittelintoleranzen.

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Kontaktieren Sie uns wenn Sie Probleme haben, Tests zu besorgen.

Hier folgen wichtige Details bezüglich der Testverfahren.

  • Ernährungseinschränkung beachten, kein Rauchen und keine übermäßige körperliche Anstrengung einen Tag vor dem Test und keine Antibiotika oder Koloskopie eine Woche vor dem Test.
  • Einnahme einer bestimmten Menge des Zuckers oder Zuckeralkohols für die spezifische Unverträglichkeit.
  • Regelmäßige Atemproben für eine standardisierte Zeit
  • Tagebuch der Symptome während des nächsten Tages für die Berechnung des Symptom-Indexes.
  • Messung der spezifischen Gase, z.B. Wasserstoff und Methan, in den Atemproben.
Eine Intoleranz wird mittels der Symptome nach dem Atemtest und der Gaskonzentrationen in den Atemproben diagnostiziert.

Abnahme der Symptome während einer Zuckerreduktiondiät (des schlechtvertragenen Zuckers oder Zuckeralkohols) bestätigt die Diagnose. Eine Ernährungsberatung ist sehr hilfreich für die Identifizierung von Speisen und Getränken, die schwer zu erkennen sind. Beispiele solcher sogenannter versteckten Laktose oder Fruktane sind in Gemüse oder Vollkornprodukten zu finden.

Siehe Lebensmittel-Tabellen

Direkte Enzym Quantifizierung in Gewebsbiopsien

Direkte Enzymspiegel können in Biopsien des Dünndarms bestimmt werden. Da der Laktasespiegel im Darm unterschiedlich ist, können die Resultate ungenau sein.

Genetische Tests

Die schwerste genetische Form der Intoleranz (CC13910 / GG22018 d.h. homozygot) kann zuverlässig mit einem einfachen Gentest, mittels Zellen von der Innenseite der Wange diagnostiziert werden. Der Atemtest ist abnormal bei diesen Personen. Diejenigen mit einer mittelschweren genetischen Form von Intoleranz (z.B. CT13910 / GA22018 d.h. heterozygot), welches die Mehrzahl der Betroffenen sind, zeigen ein breites Spektrum von Symptomenintensität auf, variierend von asymptomatisch bis zu sehr schweren Symptomen. Durch den Atemtest wird die tatsächliche Laktoseverdauung bewertet und ist somit die nützlichste Untersuchungsform. Die genetischen Tests identifizieren zuverlässig einen Anteil von stark betroffenen Personen, was nützlich für das Screening von einer größeren Anzahl von Personen oder Angehörigen von Patienten ist.

Andere Tests: Stuhl, Blut

Verschiedene Stuhluntersuchungen, einschließlich des pH Tests, wurden durchgeführt, sollten aber, außer bei Säuglingen, nicht mehr gemacht werden. Die Messung von Blutzucker nach der Einnahme von Laktose (Laktose-Toleranz-Test) ist weniger spezifisch als der Atemtest und sollte nicht angewendet werden.

Behandlung

Bei den meisten Personen führt eine Reduktion der Laktoseaufnahme auf eine individuell tolerierte Menge schnell zu einer Linderung der Symptome. Die meisten Milchprodukte werden zwar einfach erkannt, Laktose wird jedoch in unterschiedlichen Formen vielen weiteren Lebensmitteln zugesetzt, z. B. Backwaren, Fertigprodukten, Getränken, Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln.

Siehe Nahrungsmittel-Tabellen

Die Etikettierung von Lebensmitteln müssen sorgfältig gelesen werden. Die folgenden Begriffe deuten auf Laktose im Lebensmittel hin: Buttermilch, Kasein, Kondensmilch, Sahne, Quark, Laktalbumin, Malz, Milchtrockenmasse, fettfreies Trockenmilchpulver, fettfreie Milchtrockenmasse, sowie alle Arten von Molke. Joghurt kann häufig gut vertragen werden, da die enthaltenen Bakterienstämme z. T. Laktase produzieren, die bei der Verdauung der Laktose hilft. Insofern lohnt es sich, verschiedene Joghurtmarken auszuprobieren. Hartkäse enthält in der Regel nur wenig Laktose und wird im Allgemeinen gut vertragen.

Viele Supermärkte bieten laktosefreie (d. h. der Laktosegehalt ist reduziert) Milchprodukte an, was eine ausreichende Kalziumaufnahme einfacher macht. Reich an Kalzium sind folgende weitere Lebensmittel: Broccoli, Blattkohl, Lachs, Sardinen, Orangen und mit Kalzium angereicherter Orangensaft, Mandeln, Sojamilch und einige Brotsorten.

Das fehlende Enzym Laktase, ist in Tabletten- und flüssiger Form erhältlich und kann mit den Mahlzeiten eingenommen werden. Die optimale Dosierung und der optimale Zeitpunkt der Einnahme sind jedoch schwer zu bestimmen und insofern ist die Vermeidung laktosehaltiger Lebensmittel nach wie vor der beste Weg zur Vermeidung von Symptomen.

Eine Liste mit dem Laktose- und Kalziumgehalt von Lebensmitteln finden Sie unter Nahrungsmittel Tabellen.

Wissenswertes

Nahrungsmittelallergien und Zuckerintoleranzen können gemeinsam vorkommen. Die üblichen Symptome einer zusätzlichen Allergie sind Hautausschläge und Jucken, Nasennebenhöhlenentzündung, Asthma und Heuschnupfen.

Laktose- und Fruktoseintoleranz kommen bei rund 20-30% der Personen gemeinsam vor. Dieses entspricht der gängigen FODMAP-Theorie.

Eine Laktoseintoleranz kann nach einer bakteriellen oder viralen Magendarmentzündung für eine bestimmte Zeit andauern (postenteritisches Reizdarmsyndrom).

Kleinere, mehrmals über den Tag verteilte Mengen von Milchprodukten, zusammen mit oder nach dem Essen anderer Lebensmittel, führen weniger zu Symptomen als größere Portionen auf leeren Magen.

Finden Sie heraus welche Geschäfte laktosearme oder -freie Produkte anbieten. Kokosnuss- und Reismilch natürlich laktosefrei.

Überprüfen Sie alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel auf versteckte Laktose (fragen Sie Ihren Apotheker oder den Hersteller). Aufgrund der geringen Mengen ist es jedoch relativ wahrscheinlich, dass Sie einige dieser Produkte vertragen.

Überprüfen Sie alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel auf versteckte Laktose (fragen Sie Ihren Apotheker oder den Hersteller). Aufgrund der geringen Mengen ist es jedoch relativ wahrscheinlich, dass Sie einige dieser Produkte vertragen.Die Nützlichkeit von probiotischen (mit nützlichen Bakterien angereicherten) Lebensmitteln ist umstritten. Bei manchen Laktoseintoleranz- oder Reizdarmsyndrom Patienten ist eine Probiotika Einnahme hilfreich, wie z.B. Lakto- und Bifidobakterien.

Personen mit einer milchproduktearmen Ernährung wegen einer Laktoseintoleranz, scheinen ein geringeres Risiko für verschiedene Krebsarten zu haben und erfordern auch unterschiedliche Dosierungen von Schilddrüsenhormonersatz bei Schilddrüsenerkrankungen.

Literaturlinks

Comprehensive lay information, links and advice

www.stevecarper.com

Wilder-Smith CH et al.

Fructose and lactose intolerance and malabsorption testing: the relationship with symptoms in functional gastrointestinal disorders.

Aliment Pharmacol Ther 2013

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