Latex-Fruchtallergie Syndrom & andere Kreuzallergien

Latex-Fruchtallergie Syndrom & andere Kreuzallergien

Ursache

Kreuzreaktionen bzw. Kreuzallergien sind immunvermittelte Phänomene der IgE-Antikörper, die eine Immunantwort auf Moleküle mit ähnlichen Strukturen induzieren.

Diese Kreuzreaktionen umfassen tierische Proteine, Milben, Schimmelpilze, Latex und andere Pflanzenteile, Medikamente, Toxine sowie Lebensmittel.

Bei den häufigsten Kreuzreaktionen sind Pollen und rohes Obst miteinbezogen. Die gegenwärtige Molekularforschung bietet hilfreiche Informationen für die Vorhersage von Kreuzreaktionen. Übliche Allergenkomponenten sind Bet v1 oder v2, Profilin, PR-10 und Tropomyosinproteine. Viele, aber nicht alle diese Proteine werden im oberen Darmtrakt verdaut und auch durch Erhitzen zerstört. Latex-Allergien werden durch Reaktionen auf einige der vielen Proteinen in den Latexpflanzen verursacht, die im Allgemeinen im pflanzlichen Abwehrsystems gegen Mikroben beteiligt sind.

Vorkommen

Pollen assoziierte Nahrungsmittel-Allergien sind derzeit die häufigste Art der Nahrungsmittelallergien bei Erwachsenen in Westeuropa, welche 2-5% der Bevölkerung betreffen.

Rund 70% der Personen mit einer Nahrungsmittelallergie leiden auch an anderen Allergien wie Heuschnupfen (Aeroallergene). Nahrungsmittelbedingte Symptome werden bei diesen Patienten durch allergische Kreuzreaktionen zwischen gegessenen Lebensmitteln und eingeatmeten Luftallergenen verursacht. Bei bis zu 25% von Kindern wird eine Kreuzsensibilisierungen beobachtet. Unter Heuschnupfen (allergische Rhinitis) leiden 15-20% der Bevölkerung und rund die Hälfte davon zeigen eine allergische Reaktion im Mund oder, weniger häufig, im Verdauungssystem.

Birkenpollenallergie ist die Form von Heuschnupfen, die in den westlichen entwickelten Ländern am häufigsten gemeinsam mit einer Nahrungsmittelallergie vorkommt – in bis zu 80% der Fälle.

Durch Nahrungsmittel erzeugtes Asthma kommt bei ca. 6% der Kinder vor (seltener bei Erwachsenen), meist hervorgerufen durch Kuhmilch, Eier oder Erdnüsse.

Bis zu 17% der Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind empfindlich gegen Latex. Die Prävalenz von Latexallergie in der allgemeinen Bevölkerung ist aufgrund einer Reihe von anderen möglichen Reaktionen auf Latexprodukte unklar.

Allergiearten

Allergien betreffen oft mehrere Organe, z. B. den Magen-Darm-Trakt, die Atemwege einschließlich der Nebenhöhlen, die Augen, die Haut oder sogar das Nervensystem. Das Aufdecken der Zusammenhänge zwischen Allergien bedarf einer genauen Beobachtung sowie der exakten Aufnahme der Anamnese durch den Arzt.

Häufige Kreuzreaktionen zwischen Pollen und Nahrungsmitteln

Birch pollen: Apfel, Karotte / Möhre, Sellerie, Birne, Tomate, Kirsche, Nüsse (selten: viele andere Obstsorten und Gewürze)

Gänsefußpollen: Banane, Melone, Pfirsich (selten: Nektarine, Spargel, Kiwi, Kartoffel, Olive, Zwiebel)

Beifußpollen (Gräser): Karotte, Sellerie, Anissamen, Pfirsich (selten: viele andere Obstsorten, Gemüse und Gewürze)

Ambrosiapollen: Melone, Gurke, Banane, Sonnenblume

Wiesen-Lieschgras: Apfel, Litschi, Tomate, Sellerie, Mais, Paprika

Weitere typische Beispiele unter den vielen Kreuzallergien sind das Alternaria (Schimmel)-Spinat Syndrom, Milben-Garnelen Syndrom, Katze-Schwein Syndrom, Vogel-Ei Syndrom und das Zypresse-Pfirsich Syndrom.

Die meisten Personen mit Heuschnupfen zeigen eine Kreuzreaktion auf zwei oder mehr Nahrungsmittel.

Häufige Kreuzreaktionen zwischen unterschiedlichen Nahrungsmitteln

  • Garnelen, Hummer, Krabben, weniger häufig:
  • Tintenfisch, Muscheln, Austern (assoziiert: Milbenallergie)Tintenfisch, Jakobsmuscheln, Venusmuscheln, Austern, weniger häufig: Garnelen, Hummer, Krabben
  • Erdnuss, Lupine
  • Nüsse (Walnuss, Haselnuss, Paranuss, Pekannuss), Pistazien, Cashewnüsse
  • Kuhmilch, Milch anderer Säugetiere (z. B. >90% Ziegen- und Schafsmilch, Rindfleisch (10%!))
  • Hühnerei, selten andere Vogeleier und Geflügelfleisch
  • Getreide (Weizen, Hafer, Gerste, Roggen, Hirse, Sorghum, Mais, Reis): Kreuzallergie ist nicht häufig: Bei 20% Kreuzreaktion mit einem anderen Getreide.
  • Mehlallergie – möglicherweise mit Milben kontaminiert.
  • Fisch, häufige Kreuzreaktionen, auch zwischen Salz- und Süßwasserfisch, nicht mit Schalentieren. Nicht mit Histaminintoleranz zu verwechseln (d. h. nicht allergisch, siehe Biogene Amine)
  • Samen, Sesam, Senf, Sonnenblumen
  • Pfirsich und Melone bilden oft Kreuzreaktionen mit anderen Obstsorten (wenngleich in der Regel milder Ausprägung)

Latex-Fruchtallergiesyndrom

Latexkontaktallergie tritt in 30-80% der Fälle zusammen mit einer Nahrungsmittelallergie auf.

Die häufigsten Kreuzreaktionen beinhalten: Banane, Avocado, Kastanie, Apfel, Kiwi, Kartoffel, Tomate, Melone, Papaya. Weniger häufig: Apfel, Feige, Ananas, Pfirsich, Birne, Passionsfrucht, Walnuss, Haselnuss, Mandel, Karotte, Grapefruit, Erdbeere, Spinat, Kopfsalat, Sellerie, diverse Gewürze. Kontaktallergie gegen Latexprodukte sowie bestimmte Pflanzen (z. B. Feigenbaum, Gummibaum, Oleander, Kaktus).

Symptome

Allergische Reaktionen, die den Verdauungstrakt betreffen, können zu einer Reihe von Symptomen führen, die von einem harmlosen Kribbeln im Mund bis zum lebensbedrohlichen Schock reichen und von einer Dauer von nur wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen dauern können.

Mindestens 30% der Patienten zeigen Symptome, die denen einer funktionellen Darmerkrankung wie dem Reizdarmsyndrom, funktionellem Durchfall oder funktioneller Dyspepsie ähneln: Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Bauchkrämpfe und –schmerzen, Durchfall, Schluckbeschwerden oder Reflux. Ein Kribbeln, Anschwellen oder Jucken im Mund, auf der Zunge oder im Hals sind häufige Anzeichen für das Pollen-assoziierte orale Allergiesyndrom (Nahrungsmittel Kontakthypersensibilität), die häufigste Form der Lebensmittelallergie bei Jugendlichen und Erwachsenen. Diese Symptome treten zur Heuschnupfenzeit oft verstärkt auf.

Weitere mögliche Manifestationen von Nahrungsmittelallergien sind Hautreaktionen wie Jucken (Urticaria), Ausschlag, Ödeme oder Schwellungen, sowie Atemwegsprobleme wie eine laufende Nase, Nebenhöhlenentzündung, Asthma oder Bronchitis. Auch Reaktionen des Nervensystems wie Abgeschlagenheit, chronische Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Migräne und psychiatrische Störungen, sowie muskuloskeletale Symptome wie Gelenk- und Muskelschmerzen werden vermehrt beobachtet.

Nahrungsmittelallergien können auch zu Reaktionen außerhalb des Magen-Darm-Trakts führen, z. B. zu Ekzemen, die auch ohne jede Beeinträchtigung der Verdauung auftreten können. Im Extremfall kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen.

Die atopische Dermatitis / Neurodermitis wird häufig mit einer Allergie gegen Eier, Kuhmilch oder Erdnüssen in Verbindung gebracht. Der Verzicht auf die entsprechenden Lebensmittel führt bei den meisten Kindern zu einer erheblichen Verbesserung der Symptome. In den meisten Fällen flacht die Krankheit im jugendlichen Alter ab, manche Patienten jedoch entwickeln auch eine respiratorische Allergie.

Behandlung

Der wichtigste Aspekt der Allergiebehandlung ist die exakte Identifikation des betreffenden Nahrungsmittels oder anderen Auslösers.

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Nach heutigen Kennnissen kann das Auftreten und die Verschlimmerung der Symptome nur durch den dauerhaften Verzicht auch auf kleine Mengen der schuldigen Substanz vermieden werden. Der komplette Verzicht ist oft schwierig, abhängig vom Allergen und erfordert häufig den Rat eines erfahrenen Ernährungsberaters sowie eine große Portion persönliche Motivation und Disziplin. Das sorgfältige Nachlesen der Inhaltsstoffe in Lebensmitteln, Medikamenten und in einigen Fällen auch der Haushalts- und Kosmetikprodukte ist dringend angeraten. Darüber hinaus ist die Unterstützung bei der Nahrungsmittelsubstitution im Falle einer Allergie gegen Obst oder Gemüse notwendig, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Das Allergiepotential vieler Substanzen kann durch Kochen oder Weiterverarbeitung verringert, wenn auch nicht eliminiert werden; das gilt jedoch nicht bei Erdnüssen und Nüssen.

Ist ein vollständiger Verzicht nicht möglich, können bestimmte antiallergische Medikamente helfen, wozu eine Kombination von Antihistaminika gehören. Personen mit schweren allergischen Reaktionen sollten immer einen Notfallbehandlungsinjektoren (z.B. Epipen™) mit sich tragen. Eine Desensibilisierung (Immuntherapie) ist bei einigen Allergieformen, insbesondere bei der Pollen-assoziierten Nahrungsmittelallergie, in einer Untergruppe von Patienten erfolgreich, die Wirkung hält jedoch meist nicht langfristig an.

Wissenswertes

  • Eine Nahrungsmittelallergie als Kreuzreaktion einer Pollenallergie kann sich während der Pollenflugzeit verschlechtern und mit Ende der Pollensaison abflachen. Das bedeutet, dass bestimmte Nahrungsmittel außerhalb der Heuschnupfenzeit womöglich vertragen werden.
  • Im Falle einer Allergie gegen eine Fischsorte ist es angebracht auf den Verzehr jeglicher Fischarten zu verzichten, da das Risiko einer Kreuzreaktion sehr hoch ist.
  • Reaktionen auf Fisch, insbesondere wenn nicht ganz frisch, sind in der Regel eher einer Histaminempfindlichkeit als einer Allergie zuzuordnen (siehe Biogene Amine).
  • Die häufigsten Kreuzreaktionen bei Fruchtallergien sind auf Pfirsich und Melone zurückzuführen.
  • Nahrungsmittelallergien verursachen manchmal Symptome außerhalb des Magen-Darm-Trakts, z. B. Ekzeme, ohne dass es dabei zu nennenswerten Verdauungsbeschwerden kommt.

Links

Cross-Reactive Allergens & Allergen Calendar

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