Nichtallergische, nichtspezifische Reaktionen
Einschließlich Reaktionen auf Lebensmittelzusatzstoffe
Ursachen
In der Lebensmittelindustrie werden viele Lebensmittelzusatzstoffe eingesetzt. Viele Symptome wurden auf einzelne Lebensmittelzusatzstoffe zugeschrieben, aber ein kausaler Zusammenhang ist in der Regel schwer zu erkennen.
Unerwünschte Reaktionen auf Zusatzstoffe scheinen selten zu sein, werden aber vielleicht unterschätzt, da der zuständige Faktor schwer zu identifizieren ist.
Die Reaktionen auf Zusatzstoffe werden durch mehrere verschiedene Mechanismen ausgelöst, einschließlich rezeptor-vermittelnder, reizender, giftiger, immunologischer oder psychologischer Art. Klassische IgE-basierte allergische Reaktionen wurden auf einige Zusatzstoffe natürlicher Quellen nachgewiesen (z. B.: Annatto, Safran und Erythrit). Allerdings sind die meisten Reaktionen auf Zusatzstoffe nicht IgE-vermittelt.
Folgende Lebensmittelzusatzstoffe sind üblich: (von Wilson BG et al. Ann Allergy Asthma Immunol. 2005;95:499–507)
Antioxidantien: Butylhydroxyanisol (BHA), butyliertes Hydroxytoluol (BHT), Propylgallat, Tocopherole
Farbstoffe und Färbemittel: Mehrere natürliche und künstliche Mittel, einschließlich Azofarbstoffe (Tartrazin) und Nicht-Azofarbstoffe (Erythrozine)
Emulgatoren: Gummi (z. B. Arabicum, Tragant, Karaya), Lecithin, Propylenglykol
Aroma- und Geschmacksverstärker: Natriumglutamat (MSG), Gewürze (z. B. Anis, Zimt, Koriander, Kümmel, Fenchel, Leinsamen, Ingwer, Hopfen, Senf, Muskat, Paprika, weißer Pfeffer)
Süßstoffe: Künstliche (z. B. Acesulfam, Aspartam, Saccharin, Sucralose), Natürliche (z. B. Maissirup, Fructose, Glucose, Sorbit, Stevia, Saccharose, Xylit)
Konservierungsmittel und antimikrobielle Mittel: Benzoate, Zitronensäure, Nitrate und Nitrite, Parabene, Salicylate, Sorbinsäure, Sulfonierende Mittel
Stabilisatoren: EDTA, Gummis (z. B. Karrageen, Guar, und andere), Wachse
Link zu einer Liste von Zusatzstoffen und deren E-NummernVorkommen und Verlauf
Nur wenige Studien haben die Prävalenz von Nebenwirkungen auf Zusatzstoffe untersucht. Sie liegt unter 1% bei Erwachsenen und etwa 2% bei Kindern, mit einer höheren Prävalenz bei Kindern mit anderen Allergien (2% bis 7%).
Eine unvollständige Erfassung dieser Reaktionen liegt wahrscheinlich in der Schwierigkeit sie leicht zu erkennen und überprüfen.
Symptome
Die häufigsten Reaktionen sind chronische Hautausschläge, Juckreiz, Nesselsucht und Errötung. Bauchkrämpfe oder -schmerzen, Übelkeit, Durchfall und Schwellungen oder Juckreiz im Mund, Muskel- und Gelenkschmerzen, Atemnot, Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen, unregelmäßiger Herzschlag, Blutdruckveränderungen, Schwindel und Hautempfindungsstörungen können auftreten. Eine Anaphylaxie (eine plötzliche und starke, lebensbedrohliche allergische Reaktion, die das Herz, Kreislauf und Atmung beeinflusst) ist selten, aber möglich.
Tests und Diagnose
Die Anamnese der Nahrungsmittelreaktionen ist das Wichtigste zur Erkennung eines gemeinsamen Faktors (Zusatzstoff) zwischen scheinbar nicht zusammenhängenden Lebensmitteln.
Eine Überempfindlichkeitsreaktion kann vermutet werden, wenn es zu Reaktionen auf mehrere nicht verwandte Lebensmittel kommt oder wenn ein bestimmtes im Handel zubereitetes Lebensmittel Reaktionen hervorruft, das gleiche zu Hause vorbereitet, das aber nicht tut. Reaktionen auf Nahrungsmittelproteine sind häufiger als Reaktionen auf Zusatzstoffe. Somit ist der Ausschluss einer Reaktion auf ein unvermutetes („verstecktes“) Nahrungsmittelprotein (z. B. Milch, Fleisch, Ei) wichtig, bevor eine Reaktion auf Zusatzstoffe diagnostiziert wird.
Ein Hauttest kann für natürliche Zusatzstoffe hilfreich sein, ist es aber nicht für synthetische. Bei Verdacht einer Reaktion auf einen bestimmten Zusatzstoff kann eine Eliminations- und später eine Wiederexpositionsdiät durchgeführt werden. Ein doppelblind Placebo-kontrollierter Test ist wünschenswert, aber ein schwer durchführbarer Goldstandard.
Behandlung
Der Basis der Behandlung ist die Identifizierung der verschiedenen möglichen Synonyme und Namen des nicht vertragenen Zusatzstoffes und dessen sorgfältige Vermeidung.
Bei schweren Reaktionen sollten die Patienten einen Allergiepass und ein selbst injizierbares Adrenalin-Kit mit sich tragen. Leichte Reaktionen können symptomatisch mit Antihistaminika behandelt werden.
Nützliche Informationen
Es gibt viele Diskussionen im Bezug auf die Toxizität und Nebenwirkungen von künstlichen Süßstoffen. Nennenswerte Forschungsdaten, besonders über ältere künstliche Süßstoffe, stehen zur Verfügung, aber es bestehen noch erhebliche Wissenslücken im Bezug auf einen Langzeitkonsum. Basierend auf aktuelle Daten, scheint das Gesundheitsrisiko für den gelegentlichen Benutzer in der allgemeinen Bevölkerung nicht nennenswert erhöht zu sein, trotz anekdotischen Berichten. Jedoch können diese Daten nicht bei regelmäßigem, längeren und hochdosierten Verzehr von Zuckerersatz, insbesondere in Getränken, übertragen werden und braucht weitere vorsichtige Abklärung. Die jüngsten Daten zeigten Effekte von künstlichen Süßstoffen auf das intestinale Microbiom (Darmflora). Insgesamt bleibt es wünschenswert, die Aufnahme aller Süßstoffe zu reduzieren, ob natürlich oder künstlich.