Fructoseintoleranz

Fruchtzucker

Fructoseintoleranz

Ursachen

Unvollständig verdaute (malabsorbierte) Fructose gelangt in den Dickdarm, was zu der Bildung von Gasen und chemischen Substanzen wie kurzkettigen Fettsäuren führt. Wie viel Fructose vollständig absorbiert werden kann, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Die meisten Menschen haben eine Malabsorption nach der Aufnahme einer großen Menge von Zucker, einschließlich Fructose, welche aber generell nicht zu Symptomen führt.

Symptome können bei veranlagten Menschen durch eine erhöhte Produktion von Gasen oder anderen chemischen Verbindungen, eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber gasinduzierten Blähungen, oder durch eine abnormale Darmflora (Mikrobiom) verursacht werden.

Die Aktivität der für die Fructose Verdauung zuständigen Transportproteine, wie GLUT5, ist genetisch bestimmt, kann aber möglicherweise auch durch Entzündungen oder Stress verändert werden. Entzündungen im Darm aufgrund von z.B. Morbus Crohn, Gastroenteritis oder Zöliakie, können zu einer Fructoseintoleranz führen. Das Mikrobiom kann sich nach einer Darminfektionen oder Antibiotika Einnahme verändern. Eine Fructoseintoleranz wird oft erst im Erwachsenenalter bemerkbar und muss von der seltenen und potenziell gefährlichen hereditären Fructoseintoleranz (HFI) unterschieden werden. (Hereditäre Fructoseintoleranz).

Fructose kommt in Honig, verschiedenen Früchten und oft in gesüßten Snacks oder Getränken in täglichen Mengen von mindestens 20 bis 70 g vor, abhängig von der lokalen Diät. Einige Sport- und Fruchtgetränke enthalten mehr als 50 g Fructose pro 1000ml. Der Fructosekonsum ist in den letzten Jahrzehnten erheblich angestiegen und ist an der Fettleibigkeit, dem metabolische Syndrom (Diabetes, Herz-Kreislauf- und Blutfettkrankheiten) und bestimmten Lebererkrankungen mitbeteiligt. Fructane sind nicht süß und kommen überwiegend in Gemüse und Getreide vor (siehe Fructane, Inulin und Fructooligosaccharide). Fructose- und Fructanunverträglichkeiten überlappen sich oft, sind aber nicht identisch.

Vorkommen und Verlauf

Rund 30% von gesunden Erwachsenen haben eine Malabsorption nach der Aufnahme von weniger als 50g Fructose, jedoch nur etwa 10% leiden an einer symptomatischen Intoleranz. Es scheint keine Bevölkerungsgruppe besonders betroffen zu sein.

Bis zu 70% der Patienten mit einem Reizdarmsyndrom leiden an einer Fructoseintoleranz.

Diese Intoleranz tritt häufig bei Erwachsenen auf und kann durch Stress, Entzündungen, Infektion und Antibiotika ausgelöst werden.

Symptome

Die Symptome beinhalten Blähungen, Bauchkrämpfe und –schmerzen, Durchfall und Verstopfung, vermehrte Darmgeräusche und Gasproduktion, Reflux (z. B. saurer Geschmack im Mund, Sodbrennen), sowie Übelkeit und Erbrechen.

Diese Symptome sind denen einer funktionellen Darmerkrankung oder einem Reizdarmsyndrom (IBS) ähnlich.

Bis zu 70% von IBS Patienten leiden unter einer Intoleranz bei normalen Mengen an Fructose.

Depressionen können bei Erwachsenen und Kindern mit einer Fructosemalabsorption vermehrt auftreten und können sich mit einer Fructosereduktionsdiät verbessern. Der Grund dafür kann an einem niedrigen Tryptophan-/ Serotoninwert im Blut liegen. Untypisch sind Hautausschläge, Nesselsucht oder Juckreiz. Bei einem Teil von Patienten mit Fructoseintoleranz wurde über einen Zink- und Folsäurekonzentrationsmangel im Blut berichtet.

Tests und Diagnose

Die zuverlässigste Diagnose wird mit dem Fructose-Atemtest gestellt.

Die Selbstdiagnose einer Fructoseintoleranz ist oft schwierig, da Fructose nicht nur in Obst, sondern auch in anderen Nahrungsmitteln vorkommt. Eine genaue Anamnese sollte auf jeden Fall gemacht werden. Bei Kleinkindern mit Verdacht auf eine schwerwiegende hereditäre Fructoseintoleranz, müssen vor dem Atemtest spezielle genetische Tests durchgeführt werden, damit ernsthafte Reaktionen nach eingenommener Fructose vermieden werden.

Atemtests

Die nützlichsten und nicht-invasiven Tests zur Bestimmung von verschiedenen Zucker- (z.B. Fructose, Laktose, Saccharose) und Zuckeralkoholintoleranzen (z.B. Sorbit, Xylit) sind die Atemtests. Obwohl sie gut validiert und breit eingesetzt werden, gibt es noch einige Diskussion über die idealen Testbedingungen.

Die Atemtests sollten nicht bei Säuglingen und nur mit reduzierter Dosierung bei Kindern angewendet werden. Die Testverfahren sind identisch für alle Nahrungsmittelintoleranzen

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Hier folgen wichtige Details bezüglich der Testverfahren.

  • Ernährungseinschränkung beachten, kein Rauchen und keine übermäßige körperliche Anstrengung einen Tag vor dem Test und keine Antibiotika oder Koloskopie eine Woche vor dem Test.
  • Einnahme einer bestimmten Menge des Zuckers oder Zuckeralkohols für die spezifische Unverträglichkeit.
  • Regelmäßige Atemproben für eine standardisierte Zeit.
  • Tagebuch der Symptome während des nächsten Tages für die Berechnung des Symptom-Indexes.
  • Messung der spezifischen Gase, z.B. Wasserstoff und Methan, in den Atemproben.

Die Diagnose einer Intoleranz bezieht sich auf die Symptome nach dem Test und die Gaskonzentrationen in den Atemproben. Eine signifikante Abnahme der Symptome während einer Zuckerreduktiondiät (des schlechtvertragenen Zuckers oder Zuckeralkohols) bestätigt die Diagnose. Eine Ernährungsberatung ist sehr hilfreich für die Identifizierung von Speisen und Getränken, die schwer zu erkennen sind.

Siehe Lebensmittel-Tabellen

Genetische Tests

Fructoseintoleranz aufgrund einer Malabsorption (einfache Fructoseintoleranz): Derzeit sind keine spezifischen genetischen Tests verfügbar. Die Diagnose wird durch einen Atemtest gestellt.

Hereditäre Fructoseintoleranz (HFI): etwa 70% der genetischen Veränderungen (Polymorphismen) die mit HFI assoziiert sind, können derzeit identifiziert werden und müssen bei klinischem Verdacht bestimmt werden, da es zu lebenslangen und möglicherweise schwerwiegenden Folgen bei nicht beachten einer fructosefreien Diät kommt.

Behandlung

Eine reduzierte Einnahme von Fructose und Fructo-Oligosacchariden auf individuell verträgliche Mengen, führt bei den meisten zu einer schnellen Linderung der Symptome (innert einigen Tagen).

Die Identifikation von Fructose und Fructan ist nicht intuitiv. Um eine genügende Aufnahme von Vitaminen, Obst und Gemüse zu gewährleisten, sollte ein Ernährungsberater konsultiert werden. Generell enthalten Lebensmittel, die als ‚gesund‘ bezeichnet werden fast immer Fructose oder Fructane und die Herausforderung des Ernährungsberaters besteht darin, diese durch gleich gesunde Alternativen oder Nahrungsergänzungsmittel zu ersetzen. Der Konsum von Sorbitol und Xylitol sollte auf ein Minimum reduziert werden, da es häufig zu überlappenden Intoleranzen und gegenseitiger Symptomsteigerung kommt

Siehe Sorbitol Intoleranz
Gleichzeitiger Konsum von Glukose verbessert die Verdauung von Fructose und damit dessen Verträglichkeit.

Darum sind Lebensmittel mit hohem Glukosegehalt besser verträglich und eine Glukoseeinnahme vor den Mahlzeiten kann Symptome verringern. Kleinere Mengen an Fructose die nach den Mahlzeiten eingenommen werden, sind besser verträglich als eine größere Menge auf leeren Magen. Bei einigen Patienten kommt es zu Überlappung verschiedener schwer resorbierbaren Kohlenhydraten (FODMAPs), was eine allgemeine Reduktion dieser Kohlenhydrate erfordert.

Eine Auflistung des Fructose- und Glukosegehalts in Lebensmitteln finden Sie unter Nahrungsmittel Tabellen.

Wissenswertes

Es ist berichtet worden, dass Fructose die intestinale Permeabilität erhöht.

Nahrungsmittelallergien oder Histaminintoleranz können zusammen mit Zuckerunverträglichkeiten auftreten. Hinweise dafür sind Hautausschläge, Nesselsucht, Juckreiz, eine laufende Nase während den Mahlzeiten, Asthma und Heuschnupfen.

Ca. 20-30% der Patienten leiden unter einer gleichzeitigen Laktose- und Fructoseintoleranz.

Intoleranzen gegenüber Sorbitol, Xylitol, Fructan und Fructose treten häufig miteinander auf und können sich gegenseitig verschlimmern.

Hereditäre Fructoseintoleranz (HFI)

Im Gegensatz zur oben beschriebenen Fructosemalabsorption, handelt es sich bei der HFI um eine schwere Fructoseintoleranz aufgrund eines genetischen Defekts (Aldolase B), was hauptsächlich Kinder beim ersten Zuckerkonsum betrifft, aber auch selten bei Erwachsenen vorkommt.

Neben denjenigen Symptomen wie bei der Fructosemalabsorption (siehe oben), kann es zu Stoffwechselstörungen wie Hypoglykämie und dauerhaften Leber- und Nierenschäden kommen. Bei Kleinkindern kann die Krankheit durch Anfälle und Koma tödlich sein. Es besteht sogar eine Empfindlichkeit gegenüber dem Fructosebestandteil der Saccharose, Haushaltszucker, sowie fructosehaltigen Infusionen. Alle Formen von Saccharose und Fructose, und wahrscheinlich auch Sorbitol, müssen strikt vermieden werden. Eine Zuckerintoleranz oder Abneigung gegen Süßigkeiten in der Familienanamnese können Indikatoren für eine HFI sein. Die Diagnose erfordert eine sorgfältige Aufnahme der Krankheitsgeschichte sowie eine Blutuntersuchung auf Krankheiten des Stoffwechsels, der Leber und der Nieren, sowie insbesondere genetische Tests. Gegenwärtig können nicht alle Formen der HFI durch genetische Bluttests identifiziert werden.

Literaturlinks

Wilder-Smith CH et al.

Fructose and lactose intolerance and malabsorption testing: the relationship with symptoms in functional gastrointestinal disorders.

Aliment Pharmacol Ther 2013

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Wilder-Smith CH et al.

Fructose transporters GLUT5 and GLUT2 expression in adult patients with fructose intolerance.

United European Gastroenterol J. 2014

National Center for Biotechnology Information